Kirche Jenig-Rattendorf
GESCHICHTE
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In den späten Jahren der Gegenreformation:
Der eine Visitation durchführende Augustinerpater Damian Koch stellt fest, dass es in Rattendorf zwar keine öffentlichen Ketzer mehr gebe, dass jedoch heimliche Zusammenkünfte der der Irrlehre Verfallenen stattfänden. Eine der daran teilnehmenden und als höchst suspekt und gefährlich eingestuften Personen hätte sich sogar erdreist, mit ihm über den freien Willen des Menschen zu diskutieren ….
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Nach der Gegenreformation:
Ein großer Teil der Landbevölkerung hält dem evangelischen Glauben durch Jahrzehnte der Bespitzelung, Unterdrückung und Bestrafung die Treue beim Lesen und Auslegen der Bibel, beim Feiern des heiligen Abendmahles und beim gemeinsamen Singen der protestantischen Lieder hinter verschlossenen Türen und verdunkelten Fenstern.
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1782: Entstehung der evangelischen Gemeinden Treßdorf und Watschig
(1 Jahr nach dem Toleranzpatent unter Kaiser Josef II.)
Rattendorf, Jenig, Kreuth und Kleinbergl gehörten zur Kirchengemeinde Watschig.
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1906: Errichtung einer Predigtstation in Rattendorf
Einmal im Monat Gottesdienst in der Volksschule Rattendorf,
Stilllegung mit Ende des 1. Weltkrieges
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Pläne und Sammeln von Geldmitteln für die Errichtung einer Kirche unter Federführung des kaiserlichen Rates Themeßl, eines gebürtigen Rattendorfers.
Vorerst keine Einigung in der Standortfrage
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Das in Kriegsanleihen gezeichnete Geld für den Kirchenbau verliert seinen Wert
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1930: Predigtstation in Rattendorf wird wieder errichtet
150 bis 200 Gottesdienstbesucher drängen sich im Schulzimmer, Vorhaus und
Stiegenhaus der Schule.
Die Zusammenarbeit mit der Muttergemeinde Watschig klappt nicht mehr so richtig.
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1933: Gründung der evangelischen Kirchengemeinde Rattendorf-Jenig als Tochtergemeinde der Mutter- und Pfarrgemeinde Treßdorf unter Seelsorger Pfarrer Hellmut May
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1935/36: Kirchenbau
Grundschenkung für die Kirche: „Hansbauer“ aus Rattendorf
8. Mai 1935: Spatenstich
2. Juni 1935: Grundsteinlegung
Baubeginn mit 400 Schillingen in der Kasse
Pläne: Baumeister Paul Galsterer
Bauausführung: Baumeister Sagmeister
Eine Urkunde in einer Hülle von Granit wird in den Bau eingemauert.
Bau mit Steinen aus Steinbrüchen und Wildbächen der Umgebung (Ziegel waren nicht leistbar)
Holz von den Bergbauern der Gemeinde
Mitarbeit auch von Frauen und Kindern
Ende September 1935: Kreuzsetzung auf die Kirchturmspitze
19. Juli 1936: Einweihung der neu erbauten Kirche durch den damaligen Superintendenten Johannes Heinzelmann, Festpredigt durch Pfarrer Hellmut May.
Es gab damals 450 Gemeindeglieder, Altprotestanten, die ihren evangelischen Glauben durch die Gegenreformation gerettet hatten.
Erster Kurator: Oberlehrer Georg Burger
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In den 60er Jahren: Ankauf von 2 Glocken und einer Orgel unter Kurator Schabus
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Danach:
Kleinere Renovierungsarbeiten bzw. neue technische Ausstattungen:
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Bankheizung
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Ausmalen der Kirche
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Ausbau des Presbyterzimmers in der Kirche: neuer Boden, Heizkörper, Teeküche, Wandschrank, neue Fenster und Vorhänge (Benützung auch als Kindergottesdienstraum und als Heimstätte für den Frauenkreis)
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Lautsprecheranlage
Frühjahr 2006 - große Kirchenrenovierung:
Pflasterung des Zufahrtsweges und des Eingangsbereiches, neues Dach,
Malen der Außenfassade, neuer Innenanstrich, neue Wandbehänge
16. Juli 2006: Festgottesdienst anlässlich des Abschlusses der Renovierungsarbeiten
Pfarrer, die in der Kirche in Jenig gewirkt haben:
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1929 - 1940: Pfarrer Hellmut May
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1940 – 1955: Pfarrer Gustav Müller
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1956 - 1963: Pfarrer Fritz Wirnsberger
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1963 – 1970: Pfarrer Kurt Wieninger
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1970 – 1977: Pfarrer Karl Müller
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1977 – 1978: Mitbetreuung der Gemeinde durch Pfarrer Wilhelm Mooshammer aus
Weißbriach
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1978 – 2012: Pfarrer Hans Rapp
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2012 – 2019 : Pfarrer Hartwig Boek
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2019 – lfd.: Pfarrerin Mag. Veronika Ambrosch
Quellen:
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Einladungstext zur 50-Jahr-Feier der evang. Kirche in Jenig-Rattendorf (Zitat aus „DER SÄMANN“, Folge 7/8, aus dem Jahre 1936)
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Bauurkunde anlässlich der Grundsteinlegung am 2. Juni 1935
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Festschrift „220 Jahre Evangelische Pfarrgemeinde Treßdorf, 100 Jahre Kirche in Treßdorf“ aus dem Jahre 2003.